Bayernkurier 07.08.2003
FRAUEN IN HAFT DIE QUOTE STEIGT
Frauen stellen unter den Straftäter eine Minderheit dar. Doch ihre Haft verlangt nach
besonderen Rücksichten. Das gilt vor allem für inhaftierte Mütter.
Verbrechen ist männlich - noch vor zehn Jahren hätte dieser Aussage niemand ernsthaft
widersprochen. Ingesamt werden weit weniger Frauen kriminell als Männer. Doch der
dramatische Anstieg von weiblichen Häftlingen etwa in Bayerns größtem Frauengefängnis,
der Justizvollzugsanstalt (NA) Aichach, ist auffallend: Die Zahl der dort inhaftierten Frauen hat sich
in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt - und insgesamt ist ihr Anteil in bayerischen
Gefängnissen seit 1992 von 4,2 auf 5,8 Prozent, das sind insgesamt 770 weibliche
Häftlinge, gestiegen. Wo liegen die Gründe? ]
Auffallend ist der hohe Anteil : von ausländischen Frauen, und zwar ausdrücklich nicht
solcher e in Deutschland ansässig sind. Vielmehr handelt es sich zum Großteil um Frauen, die
nach Deutschland mit der Absicht einreisen, hier eine Straftat zu begehen und dann wieder zu
verschwinden.
Dies kann auf Dauer nicht zugelassen werden. Die Bundesregierung ist hier gefordert,
geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Jürgen Vocke, CSU-Landtagsabgeordneter und
Gefängnisbeirat, sagt:
"Verbale Kraftmeiereien von Bundesinnenminister Otto Schily, der gern den
'Law-and-order-Mann' gibt, reichen nicht aus."
Außerdem würden damit so vernünftige Ansätze, wie ihn beispielsweise die NA Aichach
verfolge, deutlich belastet, so Vocke weiter. Die Arbeit zielt hier darauf ab,
neben dem berechtigten gesellschaftlichen , Anspruch auf Durchführung einer Haftstrafe den Frauen für die
Zeit ,danach', also ihre Resozialisierung, eine Perspektive zu ermöglichen. Das setzt einen
geregelten Tagesablauf, Arbeit beziehungsweise ein Ausbildungsplatz sowie ein sinnvolles
Freizeitangebot voraus.
Wichtig ist auch die Möglichkeit für junge Mütter, dass sie mit ihren Kindern - die sie zum Teil
in Haft zur Welt gebracht haben -, zusammenleben können. Die NA Aichach leistet in der neu
errichteten Mutter-Kind-Abteilung vorbildliche Arbeit. Allerdings sind hier wie in allen
anderen Bereichen die Kapazitäten ausgeschöpft, so dass eine sinnvolle Fortsetzung dieser Arbeit, die
im Interesse der gesamten Gesellschaft liegt, erschwert, wenn nicht gar gefährdet wird.
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